„Und ganz am Ende der Vorstellung bilden wir wie die Bremer Stadtmusikanten eine Pyramide. Ich steh unten, du, Bruno, stützt dich kopfüber auf meine Löffel, und Wilhelm, du setzt dich auf Brunos Beine.“
Bruno und Wilhelm bleiben auf der Stelle stehen und schauen Ferdinand mit großen Augen an. Jetzt hat er den Verstand verloren.
„War ein Scherz“, grinst Ferdinand, „natürlich umgedreht, wie damals auf dem Bauernhof, als wir den Kuhstall beobachteten. Obwohl meine Löffel bestimmt stark genug wären.“
„Träum weiter, Ferdi.“Bruno schüttelt den Kopf und geht weiter. „Aber die Pyramide ist eine gute Idee.“
„Ja“, brummt Wilhelm, „wenn ich unten steh, mach ich auch mit.“
Bruno freut sich, dass es Wilhelm besser geht. Die Ablenkung durch die Planung der Zirkusvorstellung tut ihm richtig gut. Allerdings hat es auch eine Weile gedauert. Den Gipfel des höchsten der Sieben Berge haben sie nur erreicht, weil Bruno und Ferdinand Wilhelm streckenweise hochgeschoben haben. Zum Glück haben sie vom Gipfel aus einen Weg zur knorrigen Eiche entdeckt, auf dem sie nicht auch noch die Gipfel des vierten und dritten Berges passieren mussten wie auf dem Hinweg. Stattdessen schlängelten sie sich durch die Täler und durchquerten kleine Bäche. Der positive Nebeneffekt: Mit jedem Schritt besserte sich Wilhelms Laune. Je weiter sie das Meer hinter sich ließen, um so mehr schien er die bunte Kuh zu vergessen.
„Häh, was ist das denn da an der Eiche?“
Ferdinand entwirrt sich aus Wilhelms Zotteln, richtet sich auf und rollt seine Löffel zu Fernrohren zusammen. Diesmal ein wenig enger, weil die Sonne gerade hinter dem vierten Berg verschwunden ist.
„Da sitzt jemand. Och Manno. Jetzt müssen wir unsere Pause auch noch mit jemandem teilen.“
„Das macht doch nix, Ferdi. Kannst du denn erkennen, wer das ist?“
Ferdinand schärft sein Löffelfernglas noch einmal nach. „Hmm, sieht ziemlich bunt aus.“
„Bunt?“
„Ja, rot und grün. Moment ... ist das eine Kuh? Tatsächlich! Eine bunte Kuh!“
Wilhelm erstarrt. „Wie bunte Kuh? Etwa die bunte Kuh?“
„Keine Ahnung“, antwortet Ferdinand genervt. „Ich weiß doch nicht, wie die aussieht.“
Wilhelm traut sich keinen Schritt weiter.
„Sie hat uns entdeckt und kommt auf uns zu.“
„Oje.“ Wilhelm dreht sich blitzschnell um. Wenn er die Kuh nicht sieht, sieht sie ihn bestimmt auch nicht.
Hinter ihm ertönt eine helle, weibliche Stimme.
„Na da seid ihr ja endlich. Ich hab schon auf euch gewartet.“